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Von Würmern und Fleischsuppen

Ein Mehlwurm-Süppchen zur Vorspeise, frittierte Heuschrecken als Hauptgang und zum Dessert ein Ameisen-Tiramisu. Insekten als Alternative zu Fleisch haben eine grosse Zukunft, schrieb Alimenta kürzlich. Insekten brauchten weniger Wasser, verursachten weniger Treibhausgase und der Anteil ungeniessbarer Körperpartien sei deutlich kleiner als bei den gängigen Nutztieren. Auch die Haltung habe Vorteile: Heuschrecken brauchten nach Aussagen des im Artikel portraitierten holländischen Forschers keinen «Auslauf», könnten also in Bodenhaltung oder in gestapelten Kisten erzeugt werden. Ob das bei Tierschützern gut ankommt?
Die Insekten-Geschichte ist ein weiteres Kapitel im Buch auf der verzweifelten Suche nach «nachhaltig» produzierten Proteinen. Dabei wären uns solche ja bekanntlich viel näher als uns die zunehmenden Importe von eiweisshaltigen Futtermitteln aus Übersee vermuten lassen: Tausende Tonnen von Schlachtabfällen und Speiseresten – und damit wertvolles Eiweiss – landen heute nicht mehr im Futtertrog wie einst, sondern in Öfen von Zementfabriken oder immer häufiger in Biogasanlagen. Letztere stellen daraus Ökostrom her, deren Umweltfreundlichkeit aber zweifelhaft ist: Während wir uns ein Ökostrom-Zertifikat an die Wand hängen, lassen wir auf den Äckern in Übersee unter ökologisch fragwürdigen Umständen Proteine für unsere Nutztiere produzieren. Doch offenbar scheint nun wieder etwas mehr Vernunft einzukehren. Die EU plant die Aufhebung des Tiermehlverfütterungsverbots zumindest für Schweine und Hühner. Die Schweiz wird nachvollziehen. Die allesfressenden Hühner und Schweine werden endlich von ihrem erzwungenen Vegetarier-Dasein erlöst. Falls sich die Aufhebung des absurden Verbots noch verzögern sollte, könnte man immer noch auf die Anfangs erwähnten Insekten zurückgreifen: Weshalb diese nicht den Hühnern verfüttern, wenn die Herstellung so umweltfreundlich und wirtschaftlich sein soll? Ich auf jeden Fall ziehe Poulet- den Heuschreckenschenkeln vor.

Dieser Text ist als Kolumne in der Fachzeitschrift Alimenta erschienen.

Veröffentlicht in Blog

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