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Discount ab Hof

«Haben Sie richtig zusammengezählt?» fragte ich die Bäuerin leicht verunsichert als sie mir für meinen reichgefüllten Einkaufskorb 13.40 Franken in Rechnung stellte. Dabei war ich von der Einkaufs-Atmosphäre derart angetan, dass ich mich beim Einkaufen keineswegs zurückgehalten hatte. Die rot-grünen Kopfsalate strahlten vor Frische, die kleinen Datteltomaten liessen mir das Wasser nur schon beim Ansehen im Mund zusammenlaufen. Dazu kam der Duft des frisch gebackenen Bauernbrotes, der sich vor dem Bauernhaus ausbreitete. Die Frau hatte richtig gezählt.

Nun wollte ich wissen, was das bei Migros oder Coop kosten würde. Also listete ich die bäuerlichen Feinheiten fein säuberlich auf: 1 Blumenkohl, 1 Aubergine, 1 Kohlrabi, je eine gelbe und grüne Zucchetti, 1 Gurke, 300 g Datteltomaten, 1 Kopfsalat und ein Brot (770 g). Bei Migros kostete dieser Warenkorb in der gleichen Woche 19.30 Franken, bei Coop 22 Franken. Rund ein Drittel mehr also.

Last but not least machte ich mich noch auf zu Aldi. Da Blumenkohl und Kohlrabi beim Discounter an diesem Tag gänzlich im Sortiment fehlten, konnte ich den Vergleich nur unvollständig anstellen. Immerhin kam ich ohne die beiden Gemüse auf knapp zehn Franken. Damit kommt Aldi dem Hofladen deutlich am Nächsten. Das Lädeli auf dem Bauernhof kann preislich mit dem Preisknaller-Spezialist aber absolut mithalten. Das Günstige liegt also eigentlich so nah – und etwa gar nicht ennet der Landesgrenze.

Irgendwie eine klassische Win-Win-Situation: Der Bauer verdient ohne Zwischenhändler anständig und der Konsument seinerseits profitiert von günstigen Preisen. Und das bei optimaler Frische. Wo liegt also der Haken? Vielleicht bei den sehr kurzen Öffnungszeiten oder der saisonal eingeschränkten Verfügbarkeit von Produkten? Ein Bauernhof funktioniert saisonal. Im Winter gibt es dort keine Tomaten. Bei der mächtigen Konkurrenz hingegen existiert die Saisonalität in der Praxis schon länger nicht mehr. Und dagegen ist kein (bäuerliches) Kraut gewachsen.

Dieser Text ist als Kolumne in der Lebensmittelfachzeitschrift Alimenta erschienen

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