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Hafer anstatt Diesel: Unkraut hacken mit Arbeitspferden

Bei David Meister hacken Boris und Merlin das Unkraut in den Randen. Die beiden Freiberger-Walache sind mehr als eine Ergänzung zum üblichen Maschinenpark auf dem vielfältigen Betrieb.

Seltsames Gerät steht auf dem Steigackerhof in Kefikon TG herum. Hackgerät, Pflanzensetzmaschine oder Güllefass erscheinen irgendwie untersetzt. Kein Wunder, denn sie sind auf eine Zugkraft von bloss einem oder höchstens zwei PS ausgerichtet. David Meister gehört zu den wenigen Bauern in der Schweiz, die mit Arbeitspferden arbeiten. Landwirte älterer Generation schütteln in Erinnerung an die harten Arbeitsalltage von früher den Kopf, wenn sie den Biobauern mit seinen Freiberger-Walachen auf dem Acker sehen. Das Aufkommen der Traktoren vor ein paar Jahrzehnten war für sie damals ein Segen.
Auch bei Meister sind zwei Traktoren im Einsatz. Trotzdem stehen bei ihm mit dem 22-jährigen Boris und dem 6-jährigen Merlin zusätzlich zwei Arbeitspferde im Stall, die er regelmässig für Feldarbeiten einsetzt. «Auf eher kleinstrukturieren Betrieben macht der Einsatz von Arbeitspferden Sinn», sagt er. Obwohl man natürlich schon etwas angefressen sein müsse, gebe es neben ökologischen durchaus betriebswirtschaftliche Argumente dafür. Recht gibt ihm eine amerikanische Studie, die sogar zum Schluss kam, dass in den USA der Einsatz von Pferden bis zu einer Betriebsgrösse von 70 Hektaren wirtschaftlicher sei als mit Schleppern.

20 Franken pro Pferdearbeitsstunde

In einer Modularbeit im Rahmen seiner Ausbildung zum Betriebsleiter berechnete Meister für seinen Betrieb Kosten von 20 Franken pro mit Pferd geleisteter Arbeitsstunde. Im Jahr koste ihn ein Pferd für Futter, Stallarbeit, Tierarzt und Amortisierung rund 4500 Franken. 87 Prozent des Futters und des Strohs produziert Meister zudem auf dem eigenen Betrieb. «Das kann ich dem Betrieb wieder gut schreiben oder bei den Kosten abziehen», sagt er. Der nahezu geschlossene Kreislauf sei natürlich aus ökologischer Sicht ideal. Die Pferde würden weitgehend CO2-neutral arbeiten. Nicht berücksichtigt in diesen Kalkulationen sind allerdings die Arbeitskraftstunden. Hier liegen die Arbeitspferde gegenüber dem Traktor im Hintertreffen: Die Feldarbeit mit dem Pferd bindet normalerweise zwei Arbeitskräfte und dauert deutlich länger. Der Traktor leistet pro Stunde also mehr, bei allerdings höheren Kosten. Dies gilt es gegeneinander abzuwägen, wenn entschieden werden soll, ob bei Feldarbeiten das Pferd eingespannt oder der Traktor gestartet werden soll.

Gut fürs Marketing

An diesem Tag im Juli spannt Meister den Walach «Merlin» vor das Hackgerät. Unkrauthacken in den Randen ist angesagt. «Der Anfahrtsweg ist kurz und der Einsatz von Arbeitspferden bei dieser kleinen Fläche effektiv», sagt der junge Bauer. Ausserdem bestehe beim vom Regen durchnässten Boden bei dieser schonenden Art der Bodenbearbeitung keine Gefahr von Bodenverdichtung. Das Resultat lässt sich sehen: gelingt es, das Pferd in der Reihe zu führen, werden diese zuverlässig und trotz allem relativ schnell von Unkraut befreit.
Staunende Spaziergänger bleiben am Feldrand stehen. Da David Meister und seine Frau Debora die Direktvermarktung auf dem Betrieb ausbauen wollen, macht sich das romantische Bild des Pferdes auf dem Acker natürlich gut fürs Marketing. Weitere Arbeiten, die mit den Pferden auf dem 21 Hektaren grossen Betrieb erledigt werden, sind Walzen, Striegeln, Säen, Kartoffeln setzen oder das Ausbringen von Gülle mit dem Zweispänner. «Auch für kleinere Arbeiten wie das Zäunen nehme ich oft das Pferd», sagt Meister.

Weniger für spezialisierte Betriebe

Natürlich ist die Haltung von Arbeitspferden nicht jedermanns Sache. Freude und Interesse am Umgang mit Pferden ist eine Grundvoraussetzung. Zudem eignet sich nicht jeder Betrieb für «Hafertraktoren». Die Schläge dürfen nicht allzu weit entfernt liegen und sollten wenn möglich relativ flach sein. Auf grossen spezialisierten Betrieben bleibt der Traktor die erste Wahl. Doch für Gemischtbetriebe wie der Steigackerhof mit seiner Milchproduktion, dem Getreide- und Futterbau sowie der kleinen Gemüseparzelle können Arbeitspferde auch unter wirtschaftlichen Aspekten eine Variante sein. David Meister auf jeden Fall baut in Zukunft auf Merlin und Boris. Man wisse schliesslich nicht, was in den nächsten Jahren noch alles passiere in der Welt. Klar ist für ihn: «Bei steigenden Energiepreisen wird sich der Einsatz von Arbeitspferden erst recht lohnen».

Veröffentlicht in Blog

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