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In «Thanet Earth» wachsen künftig Tomaten für Londons Supermärkte

Im grössten Gewächshauskomplex Englands wachsen seit diesem Monat die ersten Gemüsepaprika und Tomaten. Mit der ganzjährigen Produktion soll die Abhängigkeit von Importen vermindert werden. Ausserdem liegen regionale Produkte bei den englischen Konsumenten offenbar im Trend.

Thanet EarthTomaten und Gurken «made in England». Bis jetzt war das eher eine Rarität. Das soll sich ab diesem Jahr ändern. 100 km östlich von London in der Grafschaft Kent auf der Halbinsel «Isle of Thanet» entsteht zurzeit auf einer Fläche von 91 Hektaren der
grösste Gewächshauskomplex Englands. Hinter dem Megaprojekt «Thanet Earth» steht die Fresca Group Ltd, die grösste Anbieterin von Frischprodukten auf der Insel. Mit im Boot sitzen die drei holländischen Zuchtfirmen Rainbow Growers Group, Red Star Trading und A&A. Sie liefern das Knowhow für die Produktion der Hors-sol-Kulturen von Tomaten, Gemüse-Paprika und Gurken.

Gemüse- und Stromproduktion

«Voraussichtlich zwischen Ende Februar und Anfang März pflücken wir in «Thanet Earth» die ersten Tomaten », sagt Geschäftsführer Steve McVicars. Drei Gewächshäuser seien im letzten Jahr erstellt worden und hätten ihren Betrieb aufgenommen, respektive würden dies bald tun. Bis Ende 2011 sollen alle 7 Gewächshäuser mit einer Fläche von 56 Hektaren fertig gestellt sein. Kostenpunkt für den gesamten Komplex: Umgerechnet 130 Millionen Franken. Staatliche Subventionen sollen nach Firmenaussage dafür keine fliessen. Alleine aus den drei bereits fertig gestellten Gewächshäusern werden künftig pro Woche 2,5 Millionen Tomaten, 700 000 Gemüse-Paprika und 560 000 Gurken geerntet werden. Tomaten sogar während des ganzen Jahres. Die britische Gemüseproduktion wird dadurch schlagartig um 15 Prozent zunehmen. Obwohl in der Region die Lichtverhältnisse für englische Verhältnisse gut sind, braucht es für die Produktion in den Wintermonaten künstliches Licht. In der Nacht soll die Temperatur in den Gewächshäusern bei 18 Grad Celsius liegen am Tag zwischen 25 und 28 Grad. Die eigens erstellten sieben Kraft-Wärme-Kopplung- Kraftwerke liefern die Wärme und CO2 für die Gewächshäuser. Quasi als Nebenprodukt entsteht Strom für 55 000 Haushalte. «Bis jetzt lebte ‹Thanet Earth› vor allem von der Stromproduktion und noch nicht von Gemüse», sagt Steve McVicars augenzwinkernd.

Vorzeige-Charakter

Die Erstellung des industriellen Gewächshauskomplexes für die Gemüseproduktion ist in diesen Dimensionen neu für England. Einige Leute in der näheren Umgebung beklagten den Eingriff in eine intakte Landschaft mit bestem Ackerland. Die Glaslandschaft ist immerhin sechsmal so gross wie der Zoo in London. Selbst die Aussicht auf 500 neue Arbeitsplätze sorgte kaum für Jubelschreie, da diese nur für billige ausländische Arbeitskräfte interessant seien. Die Kritiker äussern zudem Bedenken gegen die «Aushebelung» der Saisonalität. Doch die Fresca Group ist überzeugt, dass diese Art von regionaler Gemüseproduktion einem grossen Bedürfnis entspricht, vor allem in Städten wie London. Zudem sei die Umweltbilanz gar nicht schlecht, was vor allem an der kombiniertenWärme- und Stromproduktion liege, erklärt Steve McVicars. Es wird modernste, energieeffiziente Gewächshaustechnologie verwendet mit hohen Recyclinganteilen. Für die Bewässerung fliesst das Regenwasser von den Dächern in riesige Tanks mit einer Kapazität von 250 Millionen Liter. 20 Prozent desWassers sollen zudem aus dem täglichen Bewässerungsprozess ins System zurückfliessen. Und was bei der Bevölkerung gut ankommt: Durch die Gewächshäuser schwirren Nützlinge, die die Schädlingsbekämpfung übernehmen. Zudem wurden auf 16 der 91 Hektaren neue naturnahe Flächen geschaffen. «Finanziell, kommerziell und in Sachen Nachhaltigkeit hat dieses Projekt den Charakter eines Vorzeigemodells», sagte Steve McVicars in der Zeitung The Guardian. DieTomaten, Paprika oder Gurken sollen übrigens nicht zwingend mit einem eigenen Label von «Thanet Earth» markiert werden. «Die Herkunft England wird sowieso einen positiven Einfluss auf die Vermarktung haben,» sagt Steve McVicars selbstbewusst.

www.thanetearth.com

(Publiziert: 30. Januar 2009 Zeitschrift „Der Gemüsebau / Le Maraicher“

„Gemüsebau“-Artikel als PDF

Französische Version als PDF

Veröffentlicht in Blog

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