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Magere Gäule in der Lasagne?

romaniaIch bin ein Fan von Rumänien und regelmässig dort zu Gast. Wenn das Land Stoff für negative Schlagzeilen liefert, leide ich deshalb immer ein bisschen mit. Es macht mich sehr betroffen, dass nun gerade rumänische Pferde am Ursprung des aktuellsten Lebensmittelskandals stehen sollen. Schliesslich sind es gerade die in Rumänien weitverbreiteten Pferdefuhrwerke, die das romantische Herz des westlichen Besuchers besonders stark schlagen lassen. Für die Pferdehalter selbst ist das natürlich eine etwas andere Geschichte: Für sie ist der Gaul in vielen Fällen schlicht das einzige Transportmittel und ein unerlässliches Arbeitstier dazu. Dass sie nun aus Sicherheitsgründen von den rumänischen Hauptstrassen verbannt werden, dürfte für diese Leute einschneidende Folgen haben. Und das in einer wirtschaftlichen Situation, die für sie schon so wenig erfreulich ist. Trotzdem glaube ich nicht, dass deshalb alle ihre Gäule beim Metzger zu schnellem Geld gemacht haben. Die Pferde, die ich noch im letzten Herbst auf rumänischen Feldwegen gesehen habe, waren oft bis auf die Rippen abgemagert und auch sonst nicht in einem wirklich guten Zustand. Der Metzger bezahlte bestimmt nicht mehr viel für solche Tiere. Aber vielleicht ist das ja gerade der Punkt: Die grosse Differenz zum Rindfleischpreis dürfte die kriminellen Geister erst so richtig geweckt haben. Wenn auch nicht in Rumänien sondern offenbar irgendwo bei einem Händler oder Verarbeiter im westlichen Europa. Trotzdem denken viele beim Pferdefleischskandal zuerst an Rumänien, weil Kriminalität und Korruption in der allgemeinen Wahrnehmung immer noch eigentlich dort zu Hause sind.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass gerade rumänische Kleinbauern dafür sorgen, dass die Problematik der globalen Rohstoffbeschaffung wieder einmal aufs Tapet kommt. Unter normalen Umständen würden diese Subsistenzbauern nämlich nie als Lieferanten für die westliche Lebensmittelindustrie in Frage kommen, weil sie die verlangten strengen EU-Auflagen kaum erfüllen könnten.

Dieser Text ist als Kolumne in der Fachzeitschrift Alimenta erschienen.

 

Veröffentlicht in Blog

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