Der Lumion ist mit speziellen UVC-Lampen ausgestattet und fährt autonom durch die Gewächshausreihen mit Gurken- und Tomaten. In Versuchen war der Effekt auf den Mehltaubefall vergleichbar mit herkömmlichen Pflanzenschutzmitteln.
Der Lumion fährt bevorzugt in der Nacht durch die Gurken- oder Tomatenreihen. Er bestrahlt die Kulturen dort mit kurzwelligem UVC-Licht. Es ist der energiereichste Typ ultravioletter Strahlung. UVC-Strahlung kommt natürlicherweise gar nie auf der Erde an, weil es die Ozonschicht vorher absorbiert. Dass UVC-Licht gegen den Echten Mehltau beispielsweise in Erdbeeren oder Gurken wirkt, ist schon länger bekannt. Die Technologie-Firma Octiva aus Belgien und Holland hat nun aber mit dem Lumion ein Gerät entwickelt, welches in Versuchen nicht nur gute Resultate gegen Echten Mehltau in Gurken zeigte, sondern auch arbeitstechnische Vorteile bietet. Bis heute stehen rund 50 Lumions mit den UVC-Lampen in allen Teilen der Welt im Einsatz.
Keine Pflanzenschutzmittel-Rückstände
Octiva führte mit dem Lumion zusammen mit verschiedenen Forschungsanstalten wie beispielsweise dem Belgischen Testzentrum Hoogstraten viele Versuche vor allem bei Erdbeeren, Gurken und Tomaten durch. «Dabei stellte sich heraus, dass die Wirksamkeit der UVC-Strahlung in der Nacht bis zu zehnmal höher ist als am Tag», erklärte Thomas Hoeterickx von Octiva im Rahmen der Schweizer Gewächshaustagung im letzten Herbst. In Gurken haben sich drei Fahrten pro Woche mit einer mittleren Dosierung als ideal herausgestellt. Die Dosis ausgedrückt in Joule pro Quadratmeter variiert je nach Kultur. Ist sie zu hoch, stirbt die Pflanze ab.
Falls es trotz präventiver UVC-Behandlung trotz allem zu einem starken Mehltau-Befall kommt, hat sich in Versuchen die Kombination mit biologischen Pflanzenschutzmitteln als gleich wirksam herausgestellt wie mit herkömmlichem chemischem Pflanzenschutz. Ein weiterer Vorteil von UVC: Es entstehen keine Rückstände von Wirkstoffen, die beanstandet werden könnten. Da es sich um ein physikalisches Verfahren handelt, entwickeln sich aussserdem keine Resistenzen. Als «Nebeneffekt» reduzieren die UVC-Strahlen zudem den Bestand von Spinnmilben um bis zu 65 Prozent, ohne die Nützlinge zu schädigen. «Zusätzlich stellten wir fest, dass die Pflanzen nach der Behandlung grundsätzlich widerstandfähiger sind», sagt Thomas Hoeterikx. Neben Gurken macht der Einsatz des Lumions auch in Tomaten Sinn: In Versuchen bremste die UVC-Strahlung die Entwicklung der Rostmilbenpopulation nachweislich. «Diese bleiben mehr im unteren Teil der Pflanze, so dass die betroffenen Pflanzen bis zu vier Wochen länger in Kultur gehalten werden können.»
Ein Gerät deckt drei Hektaren ab
Pro Nacht schafft ein Lumion im Gewächshaus 1.5 Hektaren Fläche. Es gibt verschiedene Plattform-Breiten, die auf bereits vorhandenen Heizungs-Rohren durch die Kulturreihen fahren. Bald soll auch ein Fahrzeug verfügbar sein, das ohne «Schiene» auskommt. Ein Gerät deckt 3 Hektaren Fläche ab. In diesem Fall ist es permanent während der Nacht im Gewächshaus unterwegs. Den Strom für den Antrieb und die UVC-Lampen holt es sich von einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Laufzeit von bis zu 14 Stunden. Die Reihen wechselt der Lumion selbständig, es ist also in der Nacht keine persönliche Betreuung vor Ort nötig. Die Programmierung und Überwachung erfolgen über eine App.
Verschiedene Geräte auf einer Plattform
Einen genauen Preis will Thomas Hoeterikx nicht nennen, da dieser von viele Faktoren abhängig sei. Immerhin so viel: «In Betrieben in Holland betrug die Amortisationszeit drei bis vier Jahre.» In der Schweiz hat die Forschungsanstalt Agroscope einen Lumion gekauft, der zurzeit versuchsweise auf einem Erdbeerenbetrieb im Einsatz steht. Bis Mitte Jahr soll es dann auch möglich sein, verschiedene Geräte im Wechsel auf einer Plattform zu verwenden. Dazu gehören ein Nützlingsverteiler sowie eine Spritze für den Einsatz in Tomaten und Gurken. Das Unternehmen sucht zurzeit noch ein geeigneten Vertriebspartner in der Schweiz.
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