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Rosenkohl von der Ostseeküste

Unweit von der Ostsee stehen die riesigen Rosenkohl-Felder von Jan Tuinier Hofman. Der gebürtige Holländer hat sich auf den Anbau von Rosenkohl und Chicoréewurzeln spezialisiert. Die Ernte vermarktet er über eine Erzeugerorganisation.

Eigentlich ist das Deutsche Bundesland Mecklenburg Vorpommern vor allem bekannt für seine riesigen Getreidefelder. Umso überraschender ist der Kohl-Geruch, der einem in der Gegend um Dreveskirchen plötzlich in die Nase sticht. Der Grund ist eine riesige Rosenkohl-Parzelle von Jan Tuinier Hofman. Zum Rosenkohl-Spezialist ist Hofman eher zufällig geworden. Vor bald zwanzig Jahren erhielt der damals 22-jährige Holländer ein Angebot, in Schwerin ein Versuchsfeld mit verschiedenem Gemüse zu erstellen, um herauszufinden, was sich für den Anbau in der Gegend eignen könnte. Der Rosenkohl schnitt gut ab. Hofman ist in der Region hängen geblieben und bewirtschaftet heute unweit der Ostsee eine Fläche von rund 250 Hektaren. Auf 120 Hektaren steht Rosenkohl. Das entpricht mehr als der doppelten Rosenkohl-Anbaufläche der Schweiz. Die andere Hauptkultur sind Chicoréewurzeln, die auf 130 Hektaren wachsen und an Treibereien verkauft werden. «Gerne würde ich die Wurzeln auch in die Schweiz verkaufen», sagt Hofman.
Die Erntemengen seien bei Rosenkohl stark von der Sorte abhängig und lägen zwischen 15 und 35 Tonnen pro Hektare. Um besser gegen Frostschäden gewappnet zu sein und das Erntefenster noch etwas weiter in den Januar zu öffnen verwendet er in diesem Jahr eine neue kälteresistentere Sorte. Um die Fruchtfolge einhalten zu können, arbeitet er mit benachbarten Betrieben zusammen. «Jedes Jahr werden 200 Hektaren durchgetauscht.»

Kühlen für bessere Qualität

Fest angestellt sind bei Hofman fünf Arbeitskräfte, die sich vor allem um die Bestellung der Äcker und den Maschinenpark kümmern. Wenn es im September mitder Rosenkohl-Ernte losgeht kommen temporäre Erntehelfer dazu, die allesamt aus der Gegend kommen. «Es macht keinen Sinn Arbeitskräfte im Ausland zu holen, wenn die Leute hier sonst nur zu Hause herumsitzen würden», sagt Hofman. Die Löhne bewegten sich zwischen 8 und 12 Euro pro Stunde. Er habe zwar auch schon gehört, dass weiter östlich hinter Berlin nur 3 Euro 50 bezahlt würden. «Wirklich glauben kann ich das allerdings nicht», sagt Hofman. Bei der Pflanzung und Ernte setzt der gebürtige Holländer auf Halbautomaten. Eine vollautomatische Erntemaschine würde sich nicht lohnen, so Hofman.
Der frisch geerntete Rosenkohl wird einen Tag lang auf 4 Grad heruntergekühlt. Die Qualität lasse sich dadurch deutlich verbessern. In der Kalibrieranlage werden sie in zwei Grössen von 23-30 mm und 30-41 mm sortiert. Wobei sich nur letztere in Deutschland vermarkten liessen, so Hofman.

Personal anstatt teure Maschinen

Seit 13 Jahren verwendet Hofman während der Kultur keine Herbizide mehr. Nach der Pflanzung der Setzlinge zwischen Mitte April und Mitte Mai betreibt er nur mechanische Unkrautbekämpfung. Und das heisst in diesem Fall vor allem viel Handarbeit: «Die Leute gehen durch die Reihen und Haken von Hand». Ab dem 1. August köpfen sie die Kulturen. Hofman investiert lieber in Personal als in teure Maschinen.
Der Schädlingsdruck sei eher gering, was vermutlich an der Nähe zur Ostseeküste liege. Er kämpft hier aber mit ähnlichen Problemen wie die Schweizer Gemüseproduzenten: «Es dauert viel zu lange bis ein Pflanzenschutzmittel zugelassen wird, weil kein Anbieter bereit ist, in Kulturen mit geringen Flächen zu investieren.» Denn Rosenkohl zählt in Deutschland mit 700 Hektaren Anbauflächen zu den weniger wichtigen Gemüsekulturen. Der grösste Teil wird importiert.
Der Preisdruck habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen. «Wenn die Holländer eine Rosenkohl-Aktion in Deutschland machen, dann musst Du mit den Abnehmern nicht mehr über den Preis diskutieren», so Hofman. Den Preis könne er aber leider nicht beeinflussen. «Wir versuchen einfach, so gut und günstig wie möglich zu arbeiten,» sagt Hofman.

Jan Tuinier Hofman ist Gesellschafter der Erzeugerorganisation Mecklenburger Ernte mit Sitz in Wittenburg. Darin sind 28 Gesellschafter aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen und Hamburg vertreten sowie Betriebe in Spanien, Portugal, Polen und Rumänien. Die Organisation übernimmt die Vermarktung der Produkte ihrer Mitglieder, die sich mit einem Prozent des Umsatzes an den Kosten beteiligen. Die Finanzierung der Organisation erfolgt je zur Hälfte durch die Mitglieder und durch EU-Gelder.

Veröffentlicht in Blog

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