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Zürcher Bio-Soja für Schweizer Tofu

Bio-Getreidebauer Ueli Weidmann wird oft von Spaziergängern angesprochen, wenn er auf seinen Äckern arbeitet. Kein Wunder: Denn seine Felder liegen mitten im Naherholungsgebiet der Stadt Zürich in Schlieren; der Vorort gilt selbst schon als Stadt. Auffallend oft bleiben die Leute bei einer saftig grünen Kultur stehen: «Soja in der Schweiz?» fragen sie den Bauern beim Anblick des Soja-Feldes dann ungläubig. Nachdem er auf seinen Äckern schon bis vor einigen Jahren erfolgreich Soja anbaute – damals noch konventionell – stieg Ueli Weidmann vor zwei Jahren erneut in den Soja-Anbau ein. Nun als Biobauer, denn vor sieben Jahren stellte er den Betrieb um. Die Kultur passt gut in die Fruchtfolge des viehlosen Betriebs, denn als Leguminose kann sie Stickstoff im Boden fixieren und gilt deshalb als Gründüngungspflanze. Doch für ihn es gibt noch einen anderen guten Grund, der für die Soja-Bohne spricht: «Die ganze Ernte wird in der Schweiz zu Tofu verarbeitet!», sagt Ueli Weidmann. Er ist überzeugt, dass in der Verarbeitung von einheimischer Ware zu Nahrungsmitteln ein grosses Potenzial für Schweizer Bauernbetriebe liegt.

Tofurei will mehr Schweizer Bio-Soja

Tofu-Produzent Jörg Helbling von der Tofurei Noppa AG in Rüti ZH baut seit ein paar Jahren ganz bewusst auf Schweizer Soja. 70 Tonnen verarbeitet er zurzeit jährlich zu Produkten wie Tofu-Bällchen, Tofu-Gemüsemedaillons oder zu rohem Tofu für vegetarische Gastronomiebetriebe. Und gerade das Schweizer Kreuz auf der Verpackung komme bei der Kundschaft sehr gut an. «Deshalb suchen wir noch mehr Schweizer Biobauern, die Soja anbauen», sagt Helbling. Doch die Soja steht flächenmässig weiterhin im Schatten von anderen Öl- und Eiweisspflanzen. Gesamtschweizerisch sind es gerade einmal 1’120 Hektaren Soja, im Vergleich zu über 21’000 Hektaren Raps oder 3400 Hektaren Eiweisserbsen beispielsweise. Weshalb diese Zurückhaltung bei den Bauern?

Wärmeliebende Pflanze

Ein Grund, weshalb viele Schweizer Bauern keine Soja anbauen, liegt in den klimatischen Ansprüchen. Denn oberhalb von 550 Metern ü.M. ist ein Anbau nicht möglich. Die Flächen von Ueli Weidmann im Limmattal liegen auf einer Höhe von rund 400 Metern ü.M. Wo Körnermais gedeiht, wächst auch Soja», sagt er. Und aktuell wachsen in der Schweiz auf rund 10’000 Hektaren Körnermais. Das Potenzial für mehr einheimische Soja wäre also durchaus vorhanden. Mit den Sorten Aveline und seit Neustem Proteix sind sogar eigene auf hiesige Bedingungen gezüchtete Sorten verfügbar. Beide sind in genügenden Mengen als Biosaatgut verfügbar. «Viele Bio-Bauern produzieren auf ihren Flächen aber wohl lieber Futter für die Tiere», sieht Ueli Weidmann  einen weiteren möglicher Grund für die Zurückhaltung. Ausserdem könne Soja weniger Stickstoff im Boden fixieren als beispielsweise Rotklee, weshalb sie auch als Gründüngung in der Fruchtfolge wohl nur zweite Wahl sei. Oder ist es die Angst vor dem Unkrautdruck oder vor Krankheiten? Doch auch hier gibt Ueli Weidmann  Entwarnung:  «Die mechanische Unkrautbekämpfung funktioniert gut.» Und der Anbau von Raps sei in Sachen Schädlinge und Krankheiten sicher risikoreicher als Soja.

Auf tonhaltigen Böden möglich

Laut Lehrbuch bevorzugt Soja eher leichte Böden, was wohl einige potenzielle Produzenten abschrecken dürfte. Doch Ueli Weidmann  macht andere Erfahrungen: Auf seinen relativ schweren Böden mit einem Tongehalt von 40 Prozent erzielte er mit 2,7 Tonnen pro Hektare im letzten Jahr gute Erträge. In diesem Jahr baut er übrigens 6 Hektaren Bio-Soja an. «Unter dem Strich bleibt finanziell mehr als bei Weizen übrig», sagt er. Die Mühle Rytz in Biberen bezahlt Ueli Weidmann  200 Franken pro Dezitonne. Geschäftsführer Peter Rytz liess in diesem Jahr eine Vertragsfläche von 30 Hektaren anbauen. Seine Mühle ist eigentlich die einzige namhafte Abnehmerin von Schweizer Bio-Soja. Rytz wünschte sich aber noch mehr davon. Die Nachfrage für Schweizer Soja sei gut. Schweizer Saatgut –Verarbeitung in der Schweiz – Schweizer Tofu! Gerade diese «Swissness total» spreche für mehr Anbauflächen mit Biosoja in der Schweiz.

Artikel in Schweizer Bauer (PDF)

Veröffentlicht in Blog

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