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Der Anbau von alten Gemüsesorten soll für Profis interessanter werden

 

Die Eigenschaften der alten Tessiner Karottensorte Gniff sollen verbessert werden.
Die Eigenschaften der alten Tessiner Karottensorte Gniff sollen verbessert werden.

ProSpecieRara will einige traditionelle Gemüsesorten durch gezielte züchterische Einkreuzungen verbessern. Damit beschreitet die Organisation zur Erhaltung ursprünglicher Sorten neue Wege. 

Biogemüsegärtner Urs Baumann war froh, dass er in diesem Sommer genügend Karotten der alten Tessiner Sorte Gniff an Lager hatte. Denn wie bei anderen verzögerte sich auch bei ihm die Ernte wegen den schwierigen Anbaubedingungen in der ersten Jahreshälfte. Weil er auf den Anbau von speziellen Karotten spezialisiert ist, bekam er dies besonders deutlich zu spüren: Traditionelle Sorten haben oft schon Mühe, überhaupt zu keimen. Doch zumindest bezüglich Lagerfähigkeit konnte Gniff den Direktvermarkter überzeugen: «Die Qualität der letztjährigen Karotten war auch im September noch überraschend gut». Seiner anspruchsvollen Kundschaft konnte er im frühen Herbst somit wenigstens eine Karotten-Spezialität anbieten.

Ursprüngliche Sorten weiterentwickeln

Das freut Philipp Holzherr, der bei ProSpecieRara für den Bereich Garten-, Acker- und Zierpflanzen verantwortlich ist. Trotzdem findet er, dass nicht nur Gemüsesorten wie Gniff züchterisch noch optimiert werden könnten: «Gniff beispielsweise dürfte sicher in Sachen Süssigkeit noch zulegen.» Zudem ist die alte Sorte schlecht keimfähig und anfällig auf Alternaria. Deshalb lancierte ProSpecieRara ein Züchtungsprojekt, um bei ihr sortentypische positive Merkmale wie die weiss-violette Färbung zwar zu behalten, die negativen aber durch Einkreuzungen zu verbessern. Nur wenn ursprüngliche Sorten weiterentwickelt würden, würden sie auch künftig im Profibereich genutzt, sagt der Experte von ProSpecieRara.

Programme für die Züchtung von Nischensorten werden seit diesem Jahr vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) finanziell unterstützt. ProSpecieRara hat schon einige solche Projekte lanciert, die von den Züchtern bei Sativa Rheinau bearbeitet werden. Damit eröffnete man ein neues Feld in der Erhaltung von alten Sortentypen: «Früher wurde bei alten Sorten vor allem aus dem bestehenden Bestand heraus selektioniert», erklärt Holzherr. Seit ein paar Jahren wird nun aber gezielt versucht, mit Einkreuzungen Eigenschaften wie Robustheit oder Lagerfähigkeit in Gemüsesorten hineinzubringen. Damit sollen Nischengemüsesorten auch interessanter für den übrigen Profibereich werden, die unter anderem Grossverteiler beliefern.

Muhener Herbsträben fit machen für Gastronomie 

Ein anderes Beispiel ist die Zwiebel «Birnenförmige». Bisher fiel sie vor allem durch ihre spezielle Form und den süssen Geschmack auf. Nun arbeiten die Züchter daran, dass sich die Sorte bis 2020 besser lagern lässt und robuster gegen Mehltau ist. Oder: Die «Muhener Herbsträben», von welchen die typischen «Räbeliechtlisorten» stammen, sollen auf Geschmack selektioniert werden. Damit soll die Sauerrübenproduktion neu belebt und für die Gastronomie interessante Möglichkeiten geschaffen werden, erklärt Holzherr.

Sogenannte Nischensorten müssen gemäss Saat- und Pflanzgutverordnung vom BLW bewilligt werden. Sie dürfen dann aber ohne die strengen Aufnahmebedingungen des offiziellen Sortenkatalogs als Saatgut – in beschränkten Mengen – in Verkehr gebracht werden.

 

www.blw.admin.ch (Stichwort Nischensorte eingeben)

Veröffentlicht in Blog

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