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Streit um das «Energie-Pulver» (Bauernzeitung)

Viele Landwirte benutzen das Biologisches Energiepulver (BEP) von Ueli Bieri gegen stinkende Gülle oder als Futterzusatz bei den Tieren. Doch nun fürchtet er um seinen Ruf: Sein ehemaliger Verkäufer hausiert nun mit eigenem Pulver bei den Bauern.

Quarzmehl mit Informationen versehen? Ueli Bieri aus Uerkheim AG macht das seit vielen Jahren. Wie das geht? Betriebsgeheimnis eigentlich, doch einen kurzen Blick in die Werkstatt gewährt er. Dort steht der mannsgrosse Holzrahmen, darum herum Kupferdrähte aufgerollt. Mit Strom versehen erzeugen sie das Magnetfeld in das der 61-jährige Ueli Bieri mit BEPmit Essenzen versehenes Wasser auf die Quarzmehlsäcke sprüht. Aufschwingen heisst das im Fachjargon. Der Sand dient nur als Trägersubstanz für die Information. Hokuspokus für die einen, wirkungsvoller Futtermittelzusatz für andere. Für auffällig viele Bauern beispielsweise. Wenn plötzlich die Gülle nicht mehr stinkt oder die Leistung der Kühe im Stall unverhofft steigt, dann könnte das am weissen Pulver liegen. Das wohl bekannteste «informierte Pulver» ist das Produkt Penac aus Deutschland. Kaum ein Bauer, der es nicht schon ausprobiert hat. Ueli Bieris Biologisches Energie Pulver BEP ist etwas Ähnliches. Zusammen mit einem inzwischen verstorbenen Geschäftspartner begann er im Jahr 1992 mit der eigenen Produktion. «Eigentlich kann das jeder», sagt er. Bieri spricht von kosmischer Energie, transmaterialem Katalisator oder Orgonakkumulator. Wer mit Esoterik nichts am Hut hat, klinkt sich an dieser Stelle aus. Allerdings längstens nicht alle: Landwirt S.T.* aus dem Entlebuch weiss zwar auch nicht so genau, was hinter dem Pulver steckt: «Doch wenn meine Kälber Durchfall haben, dann hilft nur BEP weiter.» Solche Beispiele gibt es viele. Mit den Jahren hat sich eine ziemlich lange Kundenliste gebildet. Etwas muss wohl doch dran sein.

Streit um das Original

Streng wissenschaftlich lässt sich eine Wirkung des «Energie-Pulvers» nicht nachweisen. Orgonstrahlen, transmaterialer Katalysator: Die Sache ist mysteriös, und die Grenze zum Unseriösen nicht immer ganz klar zu ziehen. Nach anfänglicher Skepsis merkte der Verkäufer K.M.*, dass sich mit dem magischen Pulver Geld verdienen lässt. Fünf Jahre verkaufte er das BEP von Ueli Bieri auf eigene Rechnung. Vor ein paar Monaten hatte K.M. aber begonnen, die offiziellen Säcke gegen eigene einzutauschen. Bei den Kunden sagte er nun, dass der Bieri nicht mehr liefere und er jetzt sein eigenes Produkt habe. Dieses heisst «micro-BEP», auffallend ähnlich also wie das Original. Sogar eine eigene Website hat er eingerichtet. Allerdings sind dort so genannte «aktive Bauern» ohne deren Einverständnis und Wissen aufgeführt, wie Abklärungen ergaben. Nur der gutgläubige Ueli Bieri wusste lange von nichts. K.M. streitet diese Version der Geschichte vehement ab. Er redet von Erpressung, nicht bezahlten Rechnungen und Kundenbesuchen von Ueli Bieri hinter seinem Rücken. «Die Qualität des Produkts habe zudem einfach nicht mehr gestimmt», sagt K.M. Deshalb habe er einen anderen Lieferanten gesucht. Schliesslich wolle er seine Kundschaft auch künftig mit guter Ware beliefern können. Ueli Bieri zweifelt aber daran, dass es einen solchen Lieferanten überhaupt gibt: «Das sind doch alles Lügengeschichten.»

Welches wirkt nun?

Doch jetzt kommt vielleicht das Erstaunlichste an dieser Geschichte: Bauer S.T. merkte, dass mit dem Produkt, das K.M. ihm verkauft hatte, etwas nicht wie sonst war: «Der Durchfall bei den Kälbern hörte einfach nicht auf!» Der Zufall wollte es, dass ein Freund von ihm noch «Original-BEP» zu Hause stehen hatte. Nur einen Tag habe es gedauert, bis der Durchfall mit diesem stoppte, stellte er zum eigenen Erstaunen fest. Ein anderer Bauer in der Region Sursee machte die Probe aufs Exempel. Nachdem Ueli Bieri ihn vor dem «falschen» Pulver gewarnt hatte, liess er beide Säcke auspendeln: Beim Original schlug das Pendel deutlich stärker aus.
Seit kurzem führt der Agroartikel-Verkäufer Beat Moser aus Sursee nun BEP in seinem Sortiment. Zwar wisse er auch nicht ganz genau was dahinter stecke, doch das Produkt sei bei der Kundschaft beliebt, sagt er. Kurz nachdem er die – offizielle – BEP-Vertretung übernommen habe, habe sich K.M. telefonisch bei ihm gemeldet. «Er beschimpfte mich und erzählte wüste Geschichten über Ueli Bieri.» Er habe ihn vor  dessen Machenschaften gewarnt. Beat Moser nimmt den Streit zwischen den Zweien gelassen. Als langjähriger Verkäufer weiss er: «Ein Produkt, das nicht hält, was es verspricht, hat im Markt sowieso keine Chance.»

Namen sind der Redaktion bekannt.

Veröffentlicht in Blog

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