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Swissness à la Minder

60, 80 oder gar 100 Prozent? Über den künftig erlaubten Anteil von ausländischen Rohstoffen in verarbeiteten «Schweizer» Lebensmitteln wird seit langem gestritten. Als Antwort auf die von der Rechtskommission des Nationalrats angedrohte Verwässerung auf 60 Prozent Anteile will der Bauernverband eine Volksinitiative «für eine glaubwürdige Swissness» lancieren. Neo-Ständerat und Berufs-Querkopf Thomas Minder aus Schaffhausen goss nun über ein Interview im Schweizer Bauer zusätzlich Öl ins Feuer: Er strebe bei tierischen Produkten wie Milch, Käse, Fleisch oder Eier einen 100-prozentigen Schweizer Anteil an. Gleich soll es bei Gemüse und Früchten sein. Wie er das wohl genau meinte? Leider fragte der Interviewer nicht nach. Die zunehmenden Futtermittelimporte stehen zwar gerade im Zusammenhang mit den Swissness-Diskussionen schon schräg in der Landschaft. Trotzdem dürften weder Milch-, Geflügel- und vor allem Schweineproduzenten viel Gefallen an den Ideen von Minder gefunden haben. Ohne Eiweissfuttermittel aus dem Ausland läuft auf ihren Betrieben nämlich wenig bis gar nichts. Selbst Gemüse dürfte wohl nicht mehr mit «Suisse Garantie» ausgezeichnet werden. Viele Setzlinge und praktisch alles Saatgut kommen nämlich aus dem Ausland, genauso wie der Dünger übrigens auch. Und die Traktoren laufen in der Regel auch nicht mit Biodiesel aus Schweizer Raps. So war das nicht gemeint? Wie dann, lieber Thomas Minder? Aber ganz durchdacht scheint das ganze sowieso noch nicht zu sein. Denn für ihn seien ein Brot, ein Birchermüesli oder Pommes Chips – anders wie Fondue – keine landwirtschaftlichen Produkte, lässt er verlauten. Folglich müsste bei diesen nach seinen Vorstellungen die Wertschöpfung nur zur Hälfte – also sogar weniger wie 60 Prozent – in der Schweiz stattfinden damit es als schweizerisch gilt. Da hoffen wir einmal, dass sich der Enkel des Mitbegründers des Armbrust-Logos im Parlament nicht allzu fest in die Swissness-Diskussionen einmischt. Der Uferlosigkeit wären sonst Tür und Tor geöffnet.

Diese Kolumne ist in der Fachzeitschrift Alimenta erschienen.

Veröffentlicht in Blog

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