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Verdichtetes Bauen am Zürcher Stadtrand

Mehrere bodennahe Erdsonden und eine tiefe Erdwärmesonde versorgen 190 Neubauwohnungen im Triemli mit Wärme. Die Verantwortung für die Wärmeversorgung hat die Baugenossenschaft mit einem Energie-Contracting in professionelle Hände übergeben. Für die Genossenschaft heisst das: kalkulierbare Kosten und wenig Risiko bei den Energieanlagen.

Die Bevölkerung wächst, die Energie wird knapp und das CO2 aus fossilen Brennstoffen belastet das Klima. Ein neu erstellter Wohnkomplex im Zürcher Triemli berücksichtigt diese Aspekte voll und ganz. Anstelle von dreistöckigen, schlecht isolierten Mehrfamilienhäusern mit kleinen Wohnungen aus den 1940er-Jahren hat die Baugenossenschaft Sonnengarten an der Zürcher Stadtgrenze zwei längliche mehrstöckige Gebäude bauen lassen. Jetzt stehen dort mehr Wohnungen als vorher. Diese sind grösser und verbrauchen weniger Energie. So sieht verdichtetes Bauen aus. «Die alten Häuser bestanden zu einem grossen Teil aus 3,5-Zimmerwohnungen und entsprachen nicht mehr den heutigen Bedürfnissen», sagt Urs Erni, Präsident der Baugenossenschaft. In der neuen Anlage gibt es nun über 190 optimal gedämmte, geräumige, helle und mit Komfort-Lüftungen ausgestattete Wohnungen. Mehr als die Hälfte davon sind 4,5- und 5,5-Zimmerwohnungen. Damit wolle man wieder vermehrt Familien anziehen.

Park und Energiequelle

Das Hauptelement der Siedlung ist der hofartige Park, um den sich die beiden raffiniert geknickten, mehrgliedrigen Häuser winden. Diese schützen den Innenhof vor dem Lärm der an das Grundstück grenzenden Strassen. Die Grünanlage ist aber mehr als nur ein Ort der Stille und Erholung: Unter dem Rasen und dem Spielplatz schlummert die Energie, die für die Heizung und das Warmwasser in den Wohnungen verwendet wird. Neben 28 bodennahen Erdsonden in Tiefen bis zu 200 Metern profitiert die Baugenossenschaft vom Bohrloch, das 2300 Meter in den dort heissen Untergrund reicht. Vor zwei Jahren liess die Stadt Zürich auf dem Grundstück eine Sondierbohrung erstellen, um das Potential der Tiefengeothermie als mögliche Energiequelle abzuklären. Die für eine energetische Nutzung im grösseren Rahmen nötigen wasserführenden Schichten fand man allerdings nicht. Stattdessen installierte der Stadtzürcher Energieversorger ewz im bestehenden Bohrloch eine tiefe Erdwärmesonde (TEWS), die die Hitze im Gestein nun für die Nutzung in der Überbauung erschliesst.

Untergrund darf nicht auskühlen

Das Herzstück der Energieversorgung in der Neubau-Siedlung ist die Heizzentrale. Hier kommen zwei dicke Rohre aus dem Boden: Eines bringt warmes Wasser aus den bodennahen Erdsonden, das andere aus der TEWS. Obwohl die Temperatur im Tiefenbohrloch rund 100 ºC  beträgt, wird diese Erdwärme vorderhand nicht direkt genutzt, sondern wie bei den bodennahen Erdsonden mit einer Wärmepumpe auf die nötigen Temperaturen angehoben. Das Energieträgermedium sollte nämlich nicht zu schnell im Kreislauf zwischen der Zentrale und der Tiefe zirkulieren. «Wenn zu viel Wärme entnommen wird, droht der Untergrund zu fest auszukühlen», sagt Rita Kobler von der ewz. Die Umweltnaturwissenschafterin ist Projektleiterin Energieversorgung in der Neubausiedlung. Es sei das Ziel, die Energie möglichst nachhaltig aus den beiden Erdsondensystemen zu gewinnen. Und das ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit, da der Bedarf je nach Jahreszeit sehr unterschiedlich ausfällt. In den ersten Betriebs-Monaten geht es nun darum, die Systeme optimal aufeinander abzustimmen und die Nutzung der Erdsonden ins Gleichgewicht zu bringen. In der Volllast – beispielsweise an einem kalten Wintertag –  sollen beide Systeme gleichzeitig eingesetzt werden. Diese sind allerdings nicht auf hundert Prozent ausgelegt: In Spitzenlasten hilft ein Gaskessel mit, die Wärme-Versorgung der Wohnungen zu sichern.

Energie-Contracting

Die Verantwortung für die Heizung und Warmwasser-Aufbereitung hat die BG Sonnengarten in diesem Fall an die ewz-Energiedienstleistungen abgetreten. Diese plant, finanziert, baut und betreibt als Energie-Contractor die Energieversorgungsanlagen. Sie garantiert der Baugenossenschaft also, dass die Mieterinnen und Mieter nie frieren oder kalt duschen müssen. Dafür bezahlt die Baugenossenschaft dem Dienstleister einen auf lange Frist vertraglich vereinbarten Preis. Dadurch lassen sich zum einen die Kosten gut kalkulieren. Zum anderen liegt das Risiko für den Betrieb ganz beim Energiecontractor. Dieser hat deshalb ein vitales Interesse daran, dass die Anlagen wirtschaftlich und effizient betrieben werden, um die kalkulierten Kosten decken zu können. «Da Gas teurer ist als der Strom für die Wärmepumpen wollen wir hier im Triemli möglichst viel Wärme aus dem Boden holen», sagt Rita Kobler von der ewz. Das muss sie auch aus einem anderen Grund: «Wir haben vertraglich festgelegt, dass die Energie zu 85 Prozent erneuerbar sein muss», sagt Urs Erni. Mit den Erdsonden ist das gesichert, zumal der Strom für die Wärmepumpen aus zertifizierten erneuerbaren Quellen bezogen wird.

Veröffentlicht in Blog

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