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Unterwegs mit dem Energieberater (K-Geld, 28. Mai 2008)

Der unabhängige Energieberater schaut, wo im Haus am meisten Energie verloren geht. Danach hilft er bei der Suche nach Lösungen, die ökologisch vernünftig und wirtschaftlich realisierbar sind. Einige Kantone bieten den Service kostenlos an.
Ganz ruhig setzt Energieberater Felix Hardegger sein Laser-Temperaturmessgerät an die Wand. Auf der Anzeige erscheinen die Temperaturwerte von der Wand und vom Innenraum. Je grösser der Unterschied, desto schlechter die Wärmedämmung. Beim Haus von Fred Bühlmann in Menziken AG wird sofort klar: Es ist kaum isoliert. Das ist typisch für Häuser, die älter als 30 Jahre alt sind. Auf dem Rundgang durch das Haus entdeckt der Energiefachmann weitere Schwachpunkte. Vor allem die Fenster entsprechen nicht mehr dem neusten Stand der Technik. „Der Normalfall in solchen Häusern“, sagt Felix Hardegger. Etwas verdutzt stellt er zudem fest, dass selbst die neusten Fenster in der Mietwohnung – erst vor wenigen Jahren eingebaut – keine guten Werte aufweisen. „Das gibt mir schon zu denken“, sagt der Hausbesitzer und schüttelt den Kopf. Die Wahrheit ist eben nicht immer angenehm. Zum Glück hat der Energieberater aber auch gute Nachrichten für ihn: Der nachträglich isolierte Estrich ist dicht.

Neue Heizung als Auslöser

Den Energieberater hat Fred Bühlmann zu sich nach Hause bestellt, weil er in nächster Zeit seine Ölheizung ersetzen muss.

Sofort-Massnahmen zum Energiesparen

  • Heizungsrohre isolieren
  • Thermostatventile an Heizkörpern montieren
  • Heizungseinstellungen überprüfen (durch Kaminfeger)
  • Richtig lüften (keine dauernd gekippten Fenster)
  • Nur benutzte Räume heizen

„Ich wollte eine Standortbestimmung vornehmen, um zu sehen, wo mein Haus punkto Energieverbrauch steht“, sagt er. Da kommt eine unabhängige Beratung gerade recht. Zumal sie im Kanton Aargau sogar vom Staat übernommen wird (siehe Kasten). Felix Hardegger vom Ingenieurbüro Innoplan in Schöftland arbeitet als Berater im Mandatsverhältnis für den Kanton. Fast täglich ist er unterwegs.
Auf einem Rundgang durch das Haus verschafft er sich jeweils zuerst einen Überblick. Wichtige
Hilfsmittel sind Temperatur- und Feuchtigkeitsmesser. Im Fokus stehen Heizung, Heizkörper, Warmwasserboiler, Wände, Kellerdecke, Dach und Fenster. In Menziken beginnt die Haustour im Heizungsraum. Dort steht die Ölheizung mit Jahrgang 1985. Die nicht isolierten Heizrohre stechen dem Energieberater sofort ins Auge: „Hier geht Wärme in einem ungeheizten Raum in die Luft.“ Der Gang durch die drei Stockwerke nimmt rund die Hälfte der Beratungszeit in Anspruch. Die Daten werden anschliessend analysiert und mit dem Hausbesitzer besprochen. Quasi als Diskussionsgrundlage dient die Energiekennzahl. Diese berechnet Hardegger aufgrund der verbrauchten Energie – anhand der Strom- oder Ölrechnung beispielsweise – und der Grundfläche, die er den Grundrissplänen entnimmt. Im Haus von Fred Bühlmann sind es 12 Liter Öl pro Quadratmeter. Damit liegt er unter dem landesweiten Durchschnitt von 17 Litern. Aber immer noch deutlich über dem für Neubauten gesetzlich vorgeschriebenen Wert von maximal 8 Litern. Da besteht also ein beträchtliches Einsparpotential. Um dieses geht es nun im Gespräch am Stubentisch, wo Schwächen und Stärken schonungslos aufgedeckt werden. „In der Erstberatung wollen wir aufzeigen, wo Energie verloren geht und welche Sanierungsmassnahmen sich aufdrängen“, erklärt Hardegger. Oft liegen diese finanziell in einem Rahmen, den viele Hausbesitzer zuerst leer schlucken lassen. Das ist auch bei Fred Bühlmann so. Durch die Isolation der Fassade liessen sich bei ihm schätzungsweise 25 Prozent Energie einsparen, das Ersetzen der Fenster brächte zusätzliche 15 Prozent, die Optimierung der Heizung noch einmal 9 Prozent. Die Kosten würden sich aber im sechsstelligen Bereich bewegen, inklusiv staatliche Förderungsmassnahmen. „In meinem Alter muss ich mir schon überlegen, ob sich eine komplette wärmetechnische Sanierung noch lohnt“, sagt Fred Bühlmann. Das versteht Hardegger: Nach einer ersten Auslegeordnung gehe es deshalb vor allem darum, realistisch aufzuzeigen, was wirtschaftlich sinnvoll sei.

Verschiedene Lösungen aufzeigen

Beim Haus in Menziken steht die Sanierung der Heizung im Vordergrund. Diese muss von Gesetzes wegen bald ersetzt werden. Fred Bühlmann hat im Vorfeld bereits Offerten eingeholt für eine neue Ölheizung und eine Wärmepumpe mit Erdsonde. Felix Hardegger empfiehlt das vorherige Einholen von Offerten. „Sie liefern erste Anhaltspunkte.“ Aber nicht mehr. Die Ölheizung schneidet wie so oft bei diesen Offerten auf den ersten Blick finanziell am Besten ab. Die Offerte für die Lösung mit der Erdwärme ist nur deshalb relativ tief ausgefallen, weil sie mit zu wenig Leistung und einer zu geringen Bohrtiefe berechnet wurde. Das Haus wäre kaum warm geworden.

Folgende Kantone bieten eine kostenlose erste Energieberatung vor Ort an:

AG, BS, BL, GL, TG, ZG

Mit Kostenbeteiligung der Auftraggeber (in Klammern).

AR (50.-), LU (150.-), NW (150.-), SZ (100.- bis 300.-)

Es gibt zudem eine Reihe von grösseren Städten (z.B. Zürich, Winterthur oder Luzern) und Energieanbietern mit speziellen Energieberatungs-Angeboten.
(Stand Mai 2008.)

Solche Angebote seien nicht ungewöhnlich:„Die Konkurrenz-Situation führt dazu, dass die Anbieter die Heizleistung eher zu knapp berechnen, weil sie unbedingt Anlagen verkaufen wollen.“ Der unabhängige Energiespezialist stellt deshalb vor Ort die realen Kosten für verschiedene Heizsysteme zusammen, berechnet für die nächsten 15 Jahre. Wegen des relativ hohen Ölpreises fällt die Ölheizung dabei schnell aus den Traktanden. Zum Erstaunen von Fred Bühlmann würde sich für ihn die Luft/Wasser-Wärmepumpe kostenmässig am besten eignen. Eine Option, die für ihn bisher eher nicht in Frage kam. Aus eigener Erfahrung als Mitarbeiter des regionalen Energielieferanten weiss er, dass der Stromverbrauch von solchen Wärmepumpen bei kalten Temperaturen beträchtlich höher liegt als bei Anlagen mit Erdsonden: „Das stört mich eigentlich!“ Und doch: Die Ökonomie spricht für die ungeliebte Lösung. Bühlmann nimmt das einmal so zur Kenntnis. Es erstaune ihn aber schon, sagt er. Und das ist das Ziel der Energieberatung: „Wir wollen Lösungen in einem gesamten Kontext aufzeigen und damit zum Denken anregen“, sagt Hardegger.

Bald Energieausweis für Gebäude

Viele ältere Liegenschaften in der Schweiz erfüllen die heute gestellten Anforderungen an die Energieeffizienz nicht mehr. Wärme verpufft ungenutzt durch ungedämmte Wände oder Kamine. Vielen Hausbesitzern wird das erst jetzt so richtig bewusst, seit die Energiepreise scheinbar ungebremst in die Höhe schnellen. Wer nichts unternimmt verliert Geld und riskiert, dass seine Liegenschaft an Wert verliert. Potentielle Hauskäufer oder Mieter werden in ein paar Jahren einen Gebäude-Energieausweis verlangen, ähnlich der Energie-Etikette bei Waschmaschinen oder Kühlschränken. Die Kantone wollen einen solchen Ausweis bereits im nächsten Jahr einführen. „Der Energieausweis wird in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen“, ist auch Felix Hardegger überzeugt. Häuser mit einer Energiekennzahl von 20 Litern Heizöl pro Quadratmeter werden einen schweren Stand haben. Eine Substanz erhaltende Modernisierung von Altbauten zahlt sich also langfristig aus. Doch die Erneuerungen müssen umsichtig geplant sein und je nach finanziellen Möglichkeiten in mehreren Etappen erfolgen. An technischen Möglichkeiten fehlt es nicht. Die richtige Lösung zu finden, ist aber für den Laien nicht einfach. Deshalb lohnt sich die Investition in eine unabhängige Energieberatung auf jeden Fall, auch wenn man sie je nach Kanton oder Gemeinde selber berappen muss. Eine Erstberatung kostet zwischen 400 und 700 Franken. Ein Betrag, der sich aber auszahlt. Vielleicht nur schon durch die Wahl der richtigen Fördermittel. Denn hier kennen sich die Energieberater besonders gut aus.

Veröffentlicht in Blog

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